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Weservertiefung, eine menschengemachte Naturkatastrophe!

 

Es ist das Jahr 2023. Niedersachsen hat eine Rot-Grüne Landesregierung, Deutschland eine Rot-Grün-Gelbe Bundesregierung. Die Zeichen der Zeit stehen also auf Umwelt- und Naturschutz im Einklang mit wirtschaftlichen Interessen. Ökologie trifft Ökonomie, messbar in Wählerstimmen. Man sollte also meinen, dass diese Interessen ein zumindest gleiches Maß an Berücksichtigung in den Beschlüssen der Landes- und Bundesregierung finden. 

 

Als Fischereiverein engagieren wir uns schon seit vielen Jahren im Naturschutz. Unser Hobby kann nur in einer artenreichen und intakten Natur stattfinden. Ein ökologisches Gleichgewicht in unseren Gewässern ist demnach eine unserer Prioritäten.

Entgegen der Annahme, dass Angler sich lediglich für das nächste Filet interessieren, besteht eine unserer Hauptaufgaben in der Hege und Pflege unserer Gewässer. So werden auch derzeit viele Projekte zur Förderung des Artenreichtums und zum Gewässerschutz umgesetzt.

Allein für den Besatz von Biotopfischen wurden in den letzten Jahren mehrere tausend Euro ausgegeben. Biotopfische sind für Kochtopf oder Pfanne nicht geeignet, tragen aber zur Verbesserung der Gewässerqualität und zum Artenschutz bei. Zudem dienen sie vielen heimischen Vogelarten als Nahrungsquelle und tragen somit auch über Wasser zum Artenreichtum bei. 

 

Es wird weiterhin mit viel Aufwand versucht die Inseln in unseren Seen zu retten. Dort haben unsere Gewässerwarte mit vielen Arbeitsstunden Bepflanzungen vorgenommen und Faschinen gesetzt. So werden die Inseln als Brutplätze für Vögel erhalten und unter Wasser Laichplätze für die Fische implementiert. 

Installation von Nistkästen, Anlegen von Wildhecken, Pflege unserer Streuobstflächen und die naturnahe Gestaltung unserer Ufer sind weitere Projekte, um die sich der Fischereiverein kümmert. 

So versuchen wir neben vielen anderen Vereinen unseren Artenreichtum in Butjadingen zu schützen und zu erhalten.  All diese Projekte finden in und an Seen auf unserer schönen Halbinsel Butjadingen statt.

 

Leider sind diese und andere Projekte unseres Fischereivereins und auch die Projekte von vielen weiteren Naturschutzorganisationen in Gefahr.

Die Lebensader unserer Natur ist die Weser. Diese versorgt über unzählige Kilometer an Kanälen, Sielen, Gräben unsere Natur mit Süßwasser. Na ja, zumindest so halb. Denn seit der letzten Weservertiefung ist der Salzgehalt des Weserwassers bereits „schmeckbar“.

Weitere Folgen sind der höhere Sedimenteintrag und die immer seltener werdende Zuwässerung. Dies hat eine Verschlammung der Kanäle zur Folge, welche den Wasserstand weiter sinken lässt und somit den Lebensraum für viele heimische Fischarten gefährdet. 

 

 

Deshalb klares „NEIN“ von Uns zum Thema Weservertiefung! Es wäre ein herber Rückschlag für uns und unsere Natur, wenn eine weitere Weservertiefung durchgeführt werden sollte. Wir, die Bewohner der Wesermarsch, wären die leidtragenden der Konsequenzen, nicht die großen Reedereien, die unser Heimat nicht kennen und zum Teil Ihren Firmensitz im Ausland haben und Ihre angeblich steigenden Gewinne nicht einmal vor Ort versteuern.

 

Neben der Versalzung unserer Wiesen und Flüsse, dem Verschlicken unserer Siele und den Seitenarmen der Weser, den lebensgefährlichen Strömungen an unseren „Noch Badestränden“ sowie den viel zu schnell ansteigenden Wasserständen bei Sturmfluten erwarten und noch viele weitere unvorhersehbare Folgen. Schon jetzt gefährdete Arten würden vermutlich ganz verschwinden, die Landwirte können Ihr Vieh nicht mehr über die Gräben mit Süßwasser versorgen und, und und.. 

 

An der Elbe sind die verheerenden Folgen einer weiteren Vertiefung bereits zu sehen. Die Stintfänge haben rapide abgenommen, Teile der Nebenflüsse liegen auf dem Trockenen, die verstärkten Strömungen gefährden die Ufersicherheit. Die erwarteten ökonomischen Fortschritte blieben weitestgehend aus, sodass die Ökologie letztlich einem Luftschloss der Wirtschaft geopfert würde.

Auch die Ems ist quasi zu einer Todeszone für Wasserlebewesen vertieft worden. 

Wenn man bedenkt, dass wirtschaftliche Interessen als Vorteil einer Weservertiefung verkauft werden, so stellt sich die Frage, ob die Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Tourismus bei der Vorbereitung vollständig ausgeblendet wurden. Der Tourismus und die Landwirtschaft leben von einem ökologischen Gleichgewicht und sind ein erheblicher Teil unserer heimischen Wirtschaft. 

 

Man könnte sicherlich noch viele weitere Beispiele finden, weshalb eine weitere Vertiefung der Weser erhebliche Nachteile mit sich bringt. Als Fischereiverein werden wir daher im Rahmen unserer Möglichkeiten bis zuletzt mahnen dieses Projekt einzumotten und die Natur in der Wesermarsch zu retten. 

 

 

Euer Vorstand